Papier – ein genauer Blick lohnt sich

Warum man dem Papier und seiner Herkunft mehr Beachtung schenken sollte.

Unzählige Mengen an Papier werfen wir jeden Tag achtlos weg – teilweise völlig unbenutzt. Ständig werden wir auf „Problemstoffe“ wie Plastik aufmerksam gemacht, Papier stufen wir aber als unbedenklich, wenn nicht sogar ökologisch wertvoll ein, da es ja angeblich wunderbar recycelt werden kann. Aber entspricht das denn tatsächlich der Wahrheit?

 

Papier: eine lange Geschichte

Die erste Form des Papiers tauchte vor etwa 2000 Jahren im chinesischen Raum auf. Hierbei wurden Bambusfasern für die Papierherstellung verwendet. Danach dauerte es fast eintausend Jahre, bis das Papier seinen Weg zu uns nach Europa fand. Bevor in Italien der erste europäische Papierhersteller seinen Betrieb aufnahm, wusste man bereits im arabischen Raum und danach in Ägypten über die Papierproduktion Bescheid. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts schließlich fand man papierherstellende Betriebe in mehreren mitteleuropäischen Städten.

Das Grundprinzip der Fertigung von Papier hat sich bis in unsere moderne Zeit erhalten. Doch es dauerte bis zum Ende des 19. Jahrhunderts, bis Papier auch kostengünstig in Massen hergestellt werden konnte. Davor fertigte man Papier in mühevoller Handarbeit aus Pflanzenfasern, die aus Alttextilien gewonnen wurden. Das änderte sich durch die Erfindung des Holzschliffes – seither dient Holz als Rohstoff Nummer Eins zur Papiererzeugung. Sehr zum Leidwesen der Wälder unseres Planeten.

 

Wir sind Vizeweltmeister! Im Papierverbrauchen …

Welche Auswirkungen dies auf unsere Umwelt hat, lässt sich am besten aus dem Pro-Kopf-Verbrauch bei Papier ableiten – und da liegen wir Österreicher ganz an der Spitze. Tatsächlich verbraucht jeder Österreicher rund 284 kg Papier pro Jahr – damit lassen wir Industriegiganten wie Deutschland (264 kg) oder die USA (240 kg) hinter uns und werden nur von den Belgiern (330 kg) geschlagen. Und wofür? Tatsächlich landen rund 90 % (!) sofort wieder im Müll – Prospekte, Flyer, ungelesene Zeitschriften und dergleichen. Von den restlichen 10 % entfällt etwa die Hälfte auf den Büro-„Papierkram“, Zeitungen oder andere Druckwerke. Beinahe 40 % häufen wir über Verpackungsmaterial an (Online-Handel!), ein Zehntel über Toilettenpapier und Taschentücher.

 

Papier: ein gigantischer Holzfresser

Nach Aussagen des Umweltministeriums kommt dem Schutz der heimischen Wälder hohe Priorität zu. Aus diesem Grund ist die Produktion von Frischfaserpapier in Österreich auch nur aus Abfallholz zulässig. Soweit, so gut – doch beträchtliche Mengen des in unserem Land verwendeten Papiers werden im Ausland produziert. Jeder fünfte Baum, der weltweit gefällt wird, fällt der Papiererzeugung zum Opfer. Lässt man das Brennholz außen vor, trifft es sogar schon jeden zweiten Baum. Die Folge: unvorstellbar riesige Flächen werden gerodet, ganze Ökosysteme zerstört. Teilweise wird wieder aufgeforstet, jedoch vorwiegend mit Monokulturen, die nur einem einzigen Zweck dienen: so schnell wie möglich wieder wirtschaftlich genutzt zu werden.

 

Die Sache mit dem Recycling-Papier

Aber da war doch die Sache mit dem Altpapier, oder? Österreich ist eine Nation, in der es schon recht Früh Mülltrennung gegeben hat und in deren Schulen schon vor einigenJahrzehnten die Sensibilisierung auf das Thema Recycling in Angriff genommen wurde. Doch hier wurde wohl nicht eindringlich genug gearbeitet – denn bloß, weil es eine rote Abfalltonne gibt, sind noch lange nicht sämtliche Probleme vom Tisch. Das meiste Papier, das darin landet, sollte eigentlich als Sondermüll entsorgt werden, ist es doch mit unzähligen Stoffen wie Chlorverbindungen (Bleichen), Schwermetalle (Druckfarben) oder Lösungsmitteln verschmutzt. Nicht selten wird Papier auch mit Lacken „veredelt“, die ebenfalls nur sehr schwer oder gar nicht recycelt werden können. Viele Menschen sind sich dessen nicht bewusst und denken immer noch, Papier bedeutet automatisch „umweltfreundlich“.

 

Klimaneutrales Papier

Und doch: gerade in Österreich nehmen immer mehr Unternehmen und Bürogemeinschaften – aber auch private Haushalte – das Thema zunehmend wichtig. Kunden und Konsumenten werden immer öfter aufgefordert, digitale Unterlagen den auf Papier gedruckten vorzuziehen. Außerdem wird mehr und mehr auf Papier zurückgegriffen, das eine neutrale Klimabilanz aufweist. Dabei werden die Verwendung der Rohstoffe bei der Produktion als auch nach dem Gebrauch des Produkts miteingerechnet. Außerdem wird auf umweltfreundliche Herstellung und die Nutzung von erneuerbaren Energien geachtet. Hierfür gibt es eine ganze Reihe an Gütesiegeln und Zertifizierungen – und es lohnt sich, auf Produkte zurückzugreifen, die diese tragen! Im eigenen Sinne und im Sinne unseres Planeten.